Titelbild: Deutsches Auswandererhaus, Foto: Bohao Zhao
„Servus Amerika!“
Mit den Auswanderern reisten auch viele deutsche Traditionen, Sitten und Bräuche an Bord der Segel- und Dampfschiffe mit nach Amerika, die dort langsam ein Teil der heutigen Kultur wurden. Im Deutschen Auswandererhaus Bremerhaven werden einige davon vorgestellt.
Zwischen der Vereinskirche am Marktplatz, dem Restaurant Lindenbaum und dem Biergarten tummeln sich Menschen in Trachten, die gemeinsam Bier trinken und Bratwurst essen. Diese Szene stammt nicht, wie vielleicht angenommen, vom bayrischen Oktoberfest, sondern aus einer 10.000-Einwohnerstadt namens Fredericksburg, die mitten in Texas liegt. Einmal im Jahr feiern die Menschen dort das deutsche Traditionsfest mit Polkatanz und Tubamusik. 1846 wurde die Stadt von deutschen Auswanderern gegründet und das Fest sowie die deutsche Architektur sind für die Bewohner inzwischen zur Normalität geworden.
Das Deutsche Auswandererhaus Bremerhaven ist Deutschlands erstes Migrationsmuseum und erzählt die Geschichte von 300 Jahren Aus- und Einwanderung in Deutschland. Anhand von realen Familiengeschichten begleiten die Besucher im preisgekrönten Erlebnismuseum zunächst einen Auswanderer auf seinem Weg in die Neue Welt und im Erweiterungsbau einen Einwanderer auf seinem Weg nach Deutschland. Dabei werden auch kulturelle Aspekte, die mit dem Thema Migration einhergehen, aufgezeigt.
Den Besuchern wird deshalb auch die Erfolgsgeschichte von „Germantown“ erzählt. Die Stadt wurde im Herbst 1683 an der Ostküste nahe Philadelphia von einer Gruppe deutscher Auswanderer gegründet, die es aufgrund ihres protestantischen Glaubens nach Amerika zog. Die Stadt war die erste größere Ansiedlung der Deutschen in Nordamerika. Insbesondere die beiden Ausstellungsräume „Office of the New World“ und „Grand Central Terminal“ thematisieren den Einfluss der Auswanderer auf ihre neue Heimat. In den Vitrinen befinden sich Ausstellungsstücke, die Antworten auf die Frage geben, was deutsche Einwanderer mit in ihre neue Heimat brachten.
Darunter befinden sich auch mehrere Bierkrüge, die stellvertretend für das Wurstfest stehen, das größte deutsche Volksfest in Nordamerika. Das texanische Braunfels wurde von deutschen Siedlern bereits ein Jahr vor Fredericksburg gegründet.
Darüber hinaus spielt auch der Herbst in einigen der Ausstellungsräume eine tragende Rolle. Unter anderem erinnert die Kulisse der Kaje an einen kalten Novembermorgen 1888 und spiegelt den schwersten Moment im Leben eines Auswanderers wider: den Abschied. Die Ladenkulisse im Erweiterungsbau ist dem Jahr 1973 nachempfunden, da in diesem Jahr am 24. November der Anwerbestopp die Einwanderung in die BRD grundlegend veränderte.