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Altmühltal

Titelbild: Altmühlarm Brücke Altstadt Essing Altmuehltal. Foto: Michaela Trapp
Holzbruecke Tatzelwurm Altmuehl Bei Essing. Foto: Michaela Trapp
Holzbrücke Tatzelwurm Altmühl Bei Essing. Foto: Michaela Trapp

Ein Gastbeitrag von Michaela Trapp

Mit einer bemerkenswerten Gemütlichkeit hat die Altmühl ein schleifenreiches Tal in den Jurakalk der Südlichen Frankenalb gegraben. Vor vielen Millionen Jahren erstreckte sich hier im Herzen Bayerns ein tropisches Meer. Seine Überbleibsel, die stattlichen Riffkalke mit einer enormen Vielfalt an Fossilien, können wir noch heute bewundern. Und um sie herum ein buntes Potpourri aus überwältigender Natur und jahrtausendealter Kultur.

Kelten, Römer und Neandertaler

Kaum irgendwo anders liegen die Schönheiten der Natur und historische Stätten so dicht beieinander wie im Altmühltal. Schon in grauer Vorzeit siedelten Menschen in den Felsentälern des Flusses. Neandertaler und Kelten haben ihre Spuren hinterlassen. Präsent sind auch heute noch die Römer, deren Kultur die Region nachhaltig geprägt hat. Termen, Türme und Kastelle – mit viel Liebe zum Detail wieder aufgebaut – erinnern an die Zeit des Heiligen Römischen Reiches. Dort, wo heute der Altmühl-Panoramaweg verläuft, stießen die Römer und Kelten aufeinander. Ein gigantischer Schutzwall, der Obergermanisch-Raetische Limes, im Volksmund Teufelsmauer genannt, verlief durch den heutigen Naturpark Altmühltal.

Mehr als eine historische Wasserstraße

Bekannt ist die Altmühl nicht nur als langsamster Fluss Deutschlands. An den Hängen zwischen ihrer Quelle in Rothenburg bis zur Mündung in die Donau bei Kelheim ragen spektakuläre Felsformationen in den Himmel. Entspannt und dennoch spannend – das ist hier im Naturpark Altmühltal die Devise. Herrlich lässt es sich an ihren Ufern entlangschlendern oder auch fernwandern. Besonders spannend ist eine Erkundung des Altmühltals mit dem Kanu. Wegen der geringen Fließgeschwindigkeit ist die Altmühl der ideale Familien-Fluss, auf dem es sich auf knappen 120 Kilometern gemütlich bootswandern lässt.

Weltenburger Enge Kelheim Schifffahrt, Foto: Michaela Trapp
Weltenburger Enge Kelheim Schifffahrt, Foto: Michaela Trapp

Römerstadt Weißenburg

Am Eingang zum Altmühltal an der fränkischen Rezat liegt die ehemalige Reichsstadt Weißenburg. Von einem wehrhaften Mauerring umgeben ist die Altstadt mit ihrem spätgotischen Rathaus, der Andreaskirche und den vielen hübschen Fachwerkhäusern immer einen Besuch wert. Das beschauliche Städtchen kann auf 2000 Jahre spannender Geschichte zurückblicken, in denen nicht nur Kaiser Ludwig höchstpersönlich, sondern auch die Römer eine entscheidende Rolle spielten. Erste Anlaufstelle für alle Römer-Fans ist deshalb das Römer-Museum und das Limes-Informationszentrum im Stadtzentrum. Von hier aus geht es dann erst einmal zum Kastell Biriciana und den römischen Thermen. Familien können Weißenburg am besten auf der Kinder-Ralley einmal kreuz und quer durch die Innenstadt entdecken. Ausgerüstet mit dem Prospekt zum Stadt-Quiz geht es auf der Suche nach Antworten von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten.

300 Millionen Jahre Erdgeschichte

Seit Jahrmillionen tief drinnen im Gestein für die Ewigkeit konserviert, findet sich eine unglaubliche Fülle an urzeitlichen Tieren und Pflanzen. Zu Weltberühmtheit hat es das versteinerte Skelett des Archaeopterix geschafft. Der Urvogel wurde vor nicht allzu langer Zeit genau hier im Altmühltal entdeckt. Als lange gesuchtes Bindeglied zwischen Dinosaurier und Vogel liefert der Archaeopterix damit ganz neue Ansatzpunkte für die Evolutionstheorie. Die wichtigsten Fossilien im Jurakalk des Altmühltals sind jedoch die Ammoniten. Ammoniten waren Meeresbewohner, deren Schalen die charakteristische Form einer Spirale hatten, praktisch wie ein flaches Schneckenhaus. Die Tiere lebten fast 300 Millionen Jahre lang, starben aber wie auch die Dinosaurier vor rund 65 Millionen Jahren aus.

Eine Erlebnisreise durch die Zeit – Besuchersteinbruch

Schon die Römer wussten die Natursteinplatten aus dem Altmühltal mit den vielen Fossilieneinschlüssen als Dekorationselemente für Thermen und Villen zu schätzen. Ein Besuch in den liebevoll geführten Museen im Altmühltal wie dem Bürgermeister-Müller-Museum in Solnhofen oder dem Bergér-Museum in Eichstätt ist deshalb ein absolutes Muss bei einem Besuch. In den Hobbysteinbrüchen am Blumenberg bei Eichstätt, in Solnhofen, Titting und Schamhaupten können kleine und große Entdecker selbst einmal den Hammer und Meißel greifen, um die verborgenen Schätze in den gelbgrauen Kalkplatten freizulegen.

Ehemaliger Steinbruch Schernfeld Altmuehltal. Foto: Michaela Trapp
Ehemaliger Steinbruch Schernfeld Altmuehltal. Foto: Michaela Trapp

Steinzeit, Kelten und Mittelalter im Fundreich Thalmässing

Umgeben von bewaldeten Höhenzügen mit artenreichen Mischwäldern liegt die Marktgemeinde Thalmässing. Zwar ist Thalmässing selbst erst rund 1100 Jahre alt, seine Geschichte reicht jedoch viel weiter in die Vergangenheit zurück. Die Region ist als uralte Siedlungslandschaft bekannt, in der schon in der Steinzeit Menschen lebten. Kreative Mitmachelemente lassen die Geschichte der Kelten bis ins Mittelalter im Archäologiemuseum zum Erlebnis werden. Der Archäologische Wanderweg – vom Deutschen Wanderinstitut als Premiumwanderweg ausgezeichnet – führt in imposanter Natur zu den Fundstätten am Rande des Jura. Höhepunkt ist sicherlich das Lebendige Geschichtsdorf Landersdorf, das in originalgetreuen Rekonstruktionen Häuser aus der Steinzeit bis hin zu den Kelten und Bajuwaren den Alltag der frühen Siedler im Altmühltal erlebbar macht.

Altmühltal-Panoramaweg

Eine beschauliche und dennoch abenteuerliche Reise durch die Wunderwelt der sanften Hügel und schroffen Felsen verspricht der Altmühl-Panoramaweg. Die rund 200 Kilometer zwischen Gunzenhausen und Kelheim gehören zu Deutschlands schönsten Weitwanderwegen. Übernachten lässt es sich überall in den romantischen Städtchen und Dörfern am Wegesrand, die ihrerseits mit ganz besonderen Highlights aufwarten können – und das nicht nur in kulinarischer Hinsicht.

Holzbruecke Tatzelwurm Essingen Altmuehltal. Foto: Michaela Trapp Kopie Kopie
Holzbruecke Tatzelwurm Essingen Altmuehltal. Foto: Michaela Trapp Kopie Kopie

Auf den letzten Kilometern vor ihrer Mündung ist die Altmühl zwar in das starre Korsett des Kanals gezwängt, trotzdem hat sie nichts von ihrer Beschaulichkeit verloren. Ganz im Gegenteil: Auf ihren finalen Kilometern – und der letzten Etappe des Altmühltal Panoramaweges zeigt sich die Altmühl noch einmal von ihrer schönsten Seite. Als Tagesausflug bieten sich auch zwei Wanderungen an, die genau diese Strecke als Rundwanderweg mit ein paar zusätzlichen Höhepunkten beinhalten:

Erlebnispfad Juralandschaft Essing

Eine Wandertour, die alle Highlights des Altmühltals noch einmal für seine Besucher auf engstem Raum zusammenfasst ist sicherlich der Erlebnispfad Juralandschaft in Essing. Wer nicht den ganzen Altmühl-Panoramaweg wandern kann oder möchte, hat hier die besten Chancen, einen Gesamteindruck der vielen Sehenswürdigkeiten zu erhaschen, den der Naturpark Altmühltal zu bieten hat. Die Wanderung beginnt in Essing, das sicherlich mit einem der spektakulärsten Ortsbilder entlang der Altmühl aufwarten kann. Über dem smaragdgrünen Altarm der Altmühl führt eine alte Holzbrücke in das idyllische Dorf, das sich an ein beeindruckendes Felsmassiv im Hintergrund schmiegt. Der Erlebnispfad führt Wanderer über die längste Holzbrücke Europas, den Tatzelwurm, vorbei am geheimnisvollen Kleinen Blautopf mit seinem türkisfarbenen Quellwasser bis hin zur traumhaften Tropfsteinhöhle Schulerloch.

Weltenburger Höhenweg Schlaufe 27

Von Kelheim aus startet der Rundwanderweg, die legendäre Schlaufe 27 des Altmühltal Panoramaweges am Fährhafen. Zwar kann man sich auch für eine Schifffahrt über die Donau entscheiden, sehr viel spannender ist es jedoch, sich auf Schusters Rappen auf den Weg zu machen und all die Wunder hautnah zu erleben. Zunächst führt der Weg flach am Ufer der Donau zur Mündung der Altmühl – oder besser gesagt der Mündung des Kanals. Nach der Einsiedelei Klösterl mit der versteckten Höhle nebenan windet sich der Pfad steil den Berg hinauf auf die kolossalen Felsmassive der Weltenburger Enge, um dann urplötzlich einen atemberaubenden Blick auf das Kloster Weltenburg freizugeben.

Hinüber zum ältesten Kloster in Bayern geht es wie vor Hunderten von Jahren per Zille, einem der alten Fischerboote, denn eine Brücke gibt es hier nicht. Eine Besichtigung der Asamkirche und eine Stärkung in der klostereigenen Gaststätte mit über 100-jähriger Biertradition sollte unbedingt eingeplant werden, bevor es auf der anderen Seite über den Bergrücken wieder zurück nach Kelheim geht. Wer die beeindruckenden weißen Felsen, die bis zu 70 Meter senkrecht in den Himmel ragen, einmal aus der anderen Perspektive erleben möchte, kann den Rückweg mit einem Schiff der Weißen Flotte antreten.

Befreiungshalle Kelheim Altmühltal. Foto: Michaela Trapp

Befreiungshalle

Ganze 18 riesige weiße Statuen zieren die Fassade des monumentalen Rundbaus der Befreiungshalle hoch oben auf dem Michelsberg über Kelheim. Eine für jeden der deutschen Volksstämme, die in den Befreiungskriegen im 19. Jahrhundert gegen Napoleon siegten. Im Innenbereich reichen sich 34 Siegesgöttinnen die Hände aus Carrara-Marmor. 125 Stufen führen hinauf zur Empore und weitere 40 zur Aussichtsterrasse mit atemberaubendem Blick über Kelheim, die Donau, die Weltenburger Enge und das Altmühltal.

Den steilen Anstieg zur Befreiungshalle kann man mit dem weiß-blauen Ludwigsbahn von der Schiffsanlegestelle bewältigen oder auch mit einem kleinen Rundgang durch die Altstadt von Kelheim verbinden.

Dies ist ein Gastbeitrag von Michaela Trapp. Die freiberufliche Autorin schreibt Berichte für Zeitschriften und Internetportale und betreibt mit “Mit Mama nach” einen eigenen erfolgreichen Blog rund um das Thema Reisen für Familien und allein reisende Mamas, Papas, Omas, Opas und für alle, die mit Kindern alleine unterwegs sind.

Wer mehr über Michaela Trapp erfahren möchte, findet die Bloggerin auch bei Facebook, Instagram & Pinterest.

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