Titelbild: Rast am Elberadweg / Foto: SabineKoehler
Seit diesem Jahr führt der Elbe-Havel-Radweg von Magdeburg Richtung Berlin
Der Elberadweg ist der beliebteste Fernradweg Deutschlands – und damit der meist befahrene. Wer es lieber etwas ruhiger hat, aber die Natur und die flache Wegführung am Elberadweg schätzt, für den gibt es jetzt einen echten Geheimtipp: Der neue Elbe-Havel-Radweg schließt seit diesem Jahr eine Lücke im Radwegenetz. Er folgt 67 Kilometer lang dem Elbe-Havel-Kanal und lädt auch zu einem Besuch der weniger bekannten Städte Burg und Genthin ein. Bisher fehlte eine solche attraktive Verbindung von Magdeburg Richtung Berlin. Während Einheimische schon lange ihre Ausflüge auf ländlichen Straßen und entlang der gut ausgebauten Betriebswege am Kanal genossen, mussten Auswärtige weite Umwege in Kauf nehmen. Das Symbol weist nun auch ihnen den Weg: Seit diesem Jahr ist die Radroute öffentlich ausgeschildert. „Wenn man den Elberadweg mag, dann wird man diese Strecke lieben!“, findet Holger Manigk. Der 28-Jährige arbeitet als Journalist in Sachsen-Anhalt und hat mit seinem Freund Robert Reimann als einer der ersten den neuen Elbe-Havel-Radweg getestet. „Man kann richtig gut entspannen, hat seine Ruhe und viel Natur“, lobt er die Ufer, Kiefernwäldern und Felder entlang der Strecke. Er erzählt von Störchen, Kuhherden und Biberspuren. „Wenn sich eine Familie einen kleinen Picknickkorb mitnimmt, findet sie garantiert viele schöne Ecken zum Anhalten.“ Gleichzeitig bietet das Umfeld des Elbe-Havel-Kanals mit seinen Güterschiffen, Häfen, Brücken und Schleusen reichlich Abwechslung.
Der Kanal geht bei Magdeburg aus dem Mittellandkanal hervor und führt in östlicher Richtung bis zum Plauer See in Brandenburg. So bildet er gemeinsam mit anderen Wasserstraßen eine Verbindung zwischen Elbe, Oder und Rhein. Am Startpunkt der neuen Radstrecke, der Doppelschleuse Hohenwarthe ganz in der Nähe des bekannten Wasserstraßenkreuzes Magdeburg, kann man zusehen, wie Schiffe fast 19 Meter tief in den Elbe-Havel-Kanal geschleust werden. Dann führen gepflasterte Uferwege die Radreisenden vorbei am Niegripper See nach Burg, in die Stadt der Türme. Neben dem Aussichtspunkt auf dem 27 Meter hohen Bismarckturm sollten Durchreisende unbedingt einen Blick auf den Wasser-, den Kuh-, den Hexen- und den Berliner Torturm werfen. Mehrere Restaurants und Cafés bieten sich für eine Rast an. Die Kreisstadt Burg überrascht mit Vielfalt, kleinen Fachwerkhäusern in engen Gassen und einer Geschichte, die bis in die jüngere Steinzeit reicht. In der Historischen Gerberei aus dem 19. Jahrhundert informiert heute ein Museum über Schuh- und Seifenproduktion.
Das älteste, durchgängig betriebene Kino Deutschlands, das bereits im Jahr 1911 errichtet worden ist, befindet sich in der Magdeburger Straße. Von Burg führt der neue Radweg weiter nach Parey, das sich in der Region bereits einen Namen als Erlebnisdorf gemacht hat: Brunch auf dem Floß, das schwimmende Seehotel, eine Führung durch die alte Paltrockwindmühle, Angeln und Bootsverleih laden dazu ein, etwas länger anzuhalten. In Genthin dann lohnt sich ein Besuch im Kreismuseum des Jerichower Landes mit immer wechselnden Sonderausstellungen. Das älteste Industriedenkmal der Stadt, der faszinierende Zichorienturm, steht etwas versteckt im Stadtteil Altenplatow. Nicht zu übersehen ist hingegen das Wahrzeichen im Zentrum der Stadt: der 48 Meter hohe Genthiner Wasserturm mit seinen lebensgroßen Skulpturen von einer Frau mit Kind, einem Arbeiter, einem Landmann und einem Ingenieur. Am Bahnhof hält stündlich der Regionalexpress, der zwischen Magdeburg und Berlin verkehrt. Entlang des Radweges fährt er ebenso die Bahnhöfe Burg, Güsen und Wusterwitz an. Die Strecke lässt sich also auch ohne Übernachtung bequem in kleinere Tagesetappen einteilen. Holger Manigk sah es hingegen eher als sportliche Herausforderung und legte die 67 Kilometer an einem Tag zurück.
Hohenwarthe – inmitten einer herrlichen Landschaft wartet ein gigantisches Verkehrsprojekt
In den letzten beiden Eiszeiten geformt liegt Hohenwarthe, eine Ortschaft von Möser und im Landkreis Jerichower Land. Durch seine günstige Lage an der Elbe, nahe der heutigen Landeshauptstadt Magdeburg und zur Kreisstadt Burg, erlebte Hohenwarthe in den letzten 200 Jahren eine positive Entwicklung. Heute hat die Ortschaft eine direkte Anbindung an den Mittelland- und den Elbe-Havel-Kanal sowie an die Elbe. Viel Bekanntheit hat der Ort durch das am 10. Oktober 2003 eröffnete Wasserstraßenkreuz erfahren.
Mit einer Gesamtlänge von 5 km verbindet es mit seiner Kanalbrücke und der Doppelsparschleuse Hohenwarthe den Mittellandkanal und den Elbe-Havel-Kanal ohne den Umweg über die Elbe. Sie umfasst viele Bauten z.B. das Herzstück des Wasserstraßenkreuzes die Trogbrücke, welche mit 918 Metern die längste Kanalbrücke Europas und vollständig aus Stahl konstruiert ist und dank der Doppelsparschleuse Hohenwarthe können die Schiffe den Höhenunterschied von 18,5 m überwinden. Hinzu kommen noch die Sparschleuse und das Schiffshebewerk Rothensee, die Schleuse Niegripp und die verbindenden Kanalstrecken. Das Ruhrgebiet ist dadurch mit Berlin elbwasserstandunabhängig verbunden.
Denken Sie auch bei Ihrem Besuch daran die hübsche evangelische Kirche von Hohenwarthe, die unmittelbar am Hochufer der Elbe am Weinberg steht und die 1984 erbaute Bockwindmühle südlich des Dorfes zu besichtigen.