Titelbild: Maximilianstrasse mit Herkulesbrunnen
Deutschlands einzige Mozartstadt – Augsburg – feiert 2019 annähernd ganzjährig den 300. Geburtstag Leopold Mozarts: Er war der Vater, der Erzieher und der Entdecker der genialen Begabung seines Sohnes Wolfgang Amadé Mozart, zudem ein begnadeter Musikpädagoge, „Manager“ europaweiter Konzertreisen, ein – lange Zeit unterschätzter – Komponist sowie lebenslang ein Bürger der Reichsstadt Augsburg. Sein Festjahr steht unter dem Motto „JUBILEO! – 300 Jahre Leopold Mozart“ – mit viel Musik und einer neuen Ausstellung im Mozarthaus, wo Leopold am 14. November 1719 geboren wurde. Auch außerhalb dieses Museum erinnert in Augsburg und im Umland vieles an die Mozarts: Die Familie stammt von hier, hier wurde Leopold zum Aufklärer und hier wurde sein 21 Jahre alter Sohn vom Augsburger „Bäsle“ Maria Anna Thekla Mozart „aufgeklärt“.
Wer beim Stichwort „Mozart“ nur an Wien, Salzburg oder Mozartkugeln denkt, wird 2019 als Besucher der Mozartstadt Augsburg eines Besseren belehrt werden: Die Familie Mozart stammt aus Augsburg, weshalb sich die Stadt „einzige deutsche Mozartstadt“ nennen darf. Im Kultur-, Kunst- und Verlagszentrum Augsburg gab Leopold Mozart 1756 seinen „Versuch einer gründlichen Violinschule“ heraus und Zeit seines Lebens hat er seine Noten in Augsburg drucken lassen. In seiner Jugend in der süddeutschen Kunsthauptstadt des Rokokos hat ihn die philosophisch-humanistische Bildung am Jesuitenkolleg sowie die dortige musikalische Ausbildung geprägt und ihn zudem zum umfassend gebildeten Aufklärer werden lassen. Aufklärung ganz anderer Natur widerfuhr hier seinem Sohn Wolfgang Amadé, der sich fünfmal in der „vatterstatt meines papa“ aufgehalten hat. 1777 verließ er Augsburg mit Tränen in den Augen: Denn in den zwei Wochen zuvor hatte er mit seiner Kusine Maria Anna Thekla Mozart – seinem Augsburger „Bäsle“ – zum ersten Mal von den Freuden der körperlichen Liebe gekostet.
242 Jahre nach dieser von Wolfgang Amadé Mozart in Mannheim rasch verdrängten Affäre klärt Augsburg über die Bedeutung Leopold Mozarts als Musikpädagoge, Komponist und Aufklärer auf. Im Jubiläumsjahr 2019 soll der am 14. November 1719 im heutigen Mozarthaus geborene Sohn eines Buchbinders ausnahmsweise einmal nicht im Schatten des berühmteren Sohnes stehen. Das Jubiläumsprogramm „JUBILEO! – 300 Jahre Leopold Mozart“ will Augsburgs Kulturreferent Thomas Weitzel als Geburtstagsgeschenk an den großen Sohn der Stadt verstanden wissen. Am Präsent beteiligt sich die städtische wie die freie Kulturszene mit Theaterproduktionen, Tanzprojekten, Chor- und Orchesterkonzerten, Führungen und Ausstellungen. An rund 50 Veranstaltungen sind rund 30 Ensembles beziehungsweise Künstler beteiligt. Das „Deutsche Mozartfest“ im Mai ehrt mit sechs exklusiven Konzerten – unter anderem mit Isabelle Faust, Il Giardino Armonico und der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen – den Komponisten, Pädagogen und Manager Leopold Mozart und zählt wie der „10. Internationale Violinwettbewerb Leopold Mozart“ zu den musikalischen Leuchttürmen im Jubiläumsprogramm, das der Künstlerische Leiter des Festjahres, Simon Pickel, zusammengestellt hat. Zum feierlichen Abschluss gratuliert die Mozartstadt ihrem Jubilar am 14. November 2019 mit einem Festkonzert. Zur langen Reihe der Veranstaltungen, die vom dritten Mozartfest für Kinder („KLING KLANG GLORIA!“) bis zu Gastspielen weltweit bekannter Musiker wie den gebürtiger Augsburger Maximilian Hornung und Sarah Christian reicht, informiert die Stadt Augsburg im Internet unter www.mozartstadt.de.
Manches soll über die Jubelfeier und über den letzten Ton hinaus Bestand haben: So bringt die „bayerische kammerphilharmonie“ im Auftrag der Stadt Augsburg eine neu eingespielte CD mit Werken Leopold Mozarts heraus. Einblick in das Leben Leopold Mozarts wird die von der Musikwissenschaftlerin Silke Leopold verfasste Leopold-Mozart-Biografie geben. Die im Herbst 2019 erscheinende – weltweit erste wissenschaftlich fundierte – Biographie soll Leopolds europäisches Denken sowie sein Netzwerk als Basis für die Erschaffung des „Wunders Mozart“ erklären. Auch Kinder können Leopold kennenlernen: Die Autoren Michael Moratti – Verleger im Wißner-Verlag in Augsburg – und Petra Götz („Das kleine Engele“) erzählen Geschichten um den kleinen Leopold und seine Abenteuer. Und die bis Herbst 2019 neu gestaltete Dauerausstellung im Mozarthaus wird einen zeitgemäßen Zugang zur Persönlichkeit Leopold Mozarts, zu seiner Familie und zu deren Verwurzelung in Augsburg bieten.
Apropos Verwurzelung: Auch wenn man, was man Schwarz auf Weiß besitzt, getrost nach Haus tragen kann (wie es Goethe im „Faust“ postuliert), bleiben visuelle Eindrücke vor Ort doch besonders lange haften. Deshalb werden – so Augsburgs Tourismusdirektor Götz Beck – „mozärtliche“ Stadtführungen der Regio Augsburg Tourismus GmbH zu Spuren und Denkmälern der Mozarts in Augsburg verdeutlichen, warum Wolfgang Amadés Sohn Franz Xaver Mozart Augsburg bei einem Aufenthalt im Jahr 1821 als die „eigentliche Stammstadt“ der Mozarts bezeichnet hat. Denn nicht nur das Mozarthaus, sondern auch Bauten, Denkmäler und Episoden erinnern an die Augsburger Vorfahren Leopold und Wolfgang Amadé Mozarts, an ihre Aufenthalte und Konzerte in der Mozartstadt sowie an die „Reifeprüfung“ des 21-jährigen Salzburgers, der staatsrechtlich betrachtet ein „halber Augsburger“ war, wie es schon Bundespräsident Theodor Heuss festgestellt hat. So leitet 2019 eine zweistündige Stadtführung („Leopold Mozart – Vaterstadt der Mozarts“) durch das Domviertel, zum Rokokopalast der Augsburger Fürstbischöfe sowie in den Rokokofestsaal und den Barockgemälden (darunter das Werk eines Anton Mozart) im Schaezlerpalais. Zwei andere Schauspielerführungen der Regio Augsburg Tourismus GmbH erinnern zum einen an „Mozarts erste Liebe“ – sein Augsburger „Bäsle“ – und zum anderen daran, dass auch das zweite der Wunderkinder“ Leopold Mozarts – das „Nannerl“ – Augsburg besucht und dort konzertiert hat.