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Sächsische Schweiz: Richard-Wagner-Stätten Graupa

Schwanenteich Jagdschloss Graupa ©Philipp Herfort Photography

„Mein lieber Schwan!“ – wer bei diesem Zitat sofort an den Komponisten Richard Wagner denkt, weiß vielleicht auch, dass es aus dessen Oper „Lohengrin“ stammt. Und wer nicht, weiß es spätestens nach dem Besuch der Richard-Wagner-Stätten in Graupa.

Gott sei Lob, ich bin auf dem Lande … in der reizendsten Gegend von der Sächsischen Schweiz und fange wieder an, als Mensch und Künstler aufzuatmen“ schrieb Richard Wagner (1813–1883) in einem Brief, den er am 21. Mai 1846 von Graupa nach Berlin schickte. Wagner, damals Sächsischer Hofkapellmeister, und seine erste Frau Minna geb. Planer (1809–1866) verbrachten hier ihren Sommerurlaub. Im Großbauernhaus der Familie Schäfer schuf der Komponist in einer Art Schaffensrausch die Musikskizzen zu seiner Oper „Lohengrin“. Einige Jahre später kehrte er auch mit seiner zweiten Gattin Cosima hierher zurück.

In der romantisch-idyllischen Landschaft vor den Pillnitzer Weinbergen und der Sächsischen Schweiz, in der Einfachheit und Zurückgezogenheit des dörflichen Alltagslebens, fand Wagner alles, was er benötigte, um innerlich zur Ruhe zu kommen, zu entspannen und um sich für sein musikalisches Schaffen inspirieren zu lassen.

“ZUM RAUM WIRD HIER DIE ZEIT”

Richard Wagner: Parsifal, 1. Akt

Das einstige Schäfersche Gut, später Lohengrinhaus genannt, ist heute neben Bayreuth eine der wichtigsten Adressen für alle Wagner-Fans. Als Museum eingerichtet, steht es als weltweit älteste erhaltene Wagner-Wohnstätte dem Publikum bis heute offen. Das Lohengrinhaus beherbergt seit 1907 Exponate, die an den Aufenthalt Richard Wagners vom 15. Mai bis Ende Juli 1846 in Graupa erinnern.

Lohengrinhaus ©Schlösserland Sachsen, Sylvio Dittrich

Das Lohengrinhaus beherbergt seit 1907 Exponate, die an den Aufenthalt Richard Wagners vom 15. Mai bis Ende Juli 1846 in Graupa erinnern. Der Leipziger Gymnasialprofessor Prof. Dr. Max Gaßmeyer gilt als der Gründer dieser weltweit ersten Wagner-Ausstellung am authentischen Ort. Ihm gelang es, seine persönliche Wagnersammlung durch Schenkungen von weiteren Privatpersonen und Gaben der Wagnerfamilie aus Bayreuth zu ergänzen.
Im Jahr 2009 wurde das Lohengrinhaus nach aufwendiger Sanierung wiedereröffnet. Neben dem Saal im Erdgeschoss erwarten die Gäste authentisch nachgestaltete Wagnerräume mit Hörstationen zum Aufenthalt des Komponisten in Graupa. Außerdem befindet sich hier die Mediathek, in der Gäste nach Anmeldung Bücher, Tonträger, Noten und die über Jahrhunderte gesammelten Wagneriana in Augenschein nehmen können.

2013 wurde nebenan im Jagdschloss Graupa die Ausstellung „Richard Wagner in Sachsen“ eröffnet, für die Chefdirigent Christian Thielemann die Schirmherrschaft übernahm. Das stattliche Jagdschloss mit seinem weitläufigen Park stammt aus dem Jahre 1659. Um 1755 gelangte die Anlage in den Besitz des kurfürstlich-königlichen Hauses. Umgeben von Wiesen und Wäldern, die zum Pillnitzer Tännicht gehörten, nutzten es die Wettiner als Jagdschloss und ab 1831 war es der Amtssitz des Pillnitzer Revierförsters. Von der Terrasse reicht die Aussicht über das Elbtal bis zu den Höhenzügen des Osterzgebirges.

Unter der Leitung des Kurators Michael Hurshell entstand die heutige Dauerausstellung, die in sechs Räumen Wagners Lebens- und Schaffensweg in Sachsen bis 1850 vorstellt und dem Komponisten und seinen frühen Schaffensjahren ein zeitgemäßes Denkmal setzt. Die multimediale Ausstattung soll ein möglichst vielfältiges Erlebnis der Wagnerschen Klänge ermöglichen – und Wagner als Mensch, Komponist und Erneuerer des Musiktheaters gerecht werden. Das Publikum erhält einen emotionalen Zugang zu den Besonderheiten von Wagners Werken und zu seiner Klangvitalität. Dementsprechend ist auch das Ausstellungs-Motto zu verstehen: „Keine Angst vor Wagner! Oper ist ein Erlebnis!“

Jagdschloss-Graupa ©Schlösserland Sachsen

Wagner brach mit den Traditionen. Er verwarf die herkömmliche Textpraxis der alten Oper. Er kam vom Wort zur Musik und meinte, dass sich die Poesie mit anderen Künsten verschwistern müsse, um erneut zum Leben erweckt zu werden. Um Wagner zu erleben, bedarf es der dritten Dimension – der Einheit von Wort, Ton und Bild. Eines der zentralen multimedialen Exponate der Ausstellung ist daher das Holografietheater. In zwei kurzen Ausschnitten aus dem „Fliegenden Holländer“ sowie der Oper „Lohengrin“ werden mit modernster Projektionstechnik szenische Lösungen präsentiert, die Wagners Regieanweisungen folgen. Ebenso wie Wagners Orchester spricht auch das digitale Orchester-Modell die Menschen intuitiv an. Als multimedialer Höhepunkt vermittelt es ein Gefühl für seinen Umgang mit dem Orchester.

Wagner liebte den kulinarischen Genuss. Er hatte eine Schwäche für Champagner, Trüffel und Gänseleberpastete, mochte Fisch, Austern, Käse und vor allem Süßes – besonders italienisches Eis. Außerdem war er ein Freund des Schönen. Schöne Frauen dienten ihm als Musen. Schöne Düfte inspirierten ihn. Schöne Stoffe und Farben – insbesondere Rosa, Lila, Violett … – waren seine Leidenschaft. Dieses Erleben mit allen Sinnen spiegelt sich natürlich auch in den Richard-Wagner-Stätten Graupa wieder.

Im Obergeschoss des Schlosses wurde ein geräumiger Kammermusiksaal für 180 Personen angelegt, welcher bereits als Veranstaltungsort für zahlreiche hochkarätige Konzerte und Auftritte von Nachwuchskünstlern diente. Die frühere Remise im Schlosshof und der Sonderausstellungsbereich im Seitenflügel des Schlosses ergänzen die Dauerausstellung mit museumspädagogischen Angeboten und Sonderausstellungen zu verschiedenen Themen.

Wagner-Büste Graupa ©Schlösserland Sachsen

Das bis heute weltgrößte Wagner-Monument schuf der Bildhauer Richard Guhr im Jahre 1911. Ursprünglich für den Großen Garten in Dresden konzipiert, fand das Denkmal im Wagner-Jahr 1933 seinen endgültigen Platz vor der stimmungsvollen Felsenkulisse des Liebethaler Grundes.

Richard Wagner in Graupa – das ist nicht nur ein Angebot für diejenigen, die sich intensiv mit dem Werk des Komponisten befassen. Die Richard-Wagner-Stätten Graupa verstehen sich als eine Einrichtung, die sowohl für Wagner-Profis und Musik-Fans Angebote bereithält, generationsübergreifend von Interesse ist – als auch als Bindeglied zwischen Natur- und Kulturerlebnis fungiert. Umrahmt von einer weitläufigen Parkanlage mit einer Jahrhunderte alten Eiche, sind die Richard-Wagner-Stätten Graupa bei jedem Wetter ein lohnendes Ausflugsziel für Alt und Jung.

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